
Großgruppen-Angebote
"Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei, und besonders nicht, dass er alleine arbeite; vielmehr bedarf er der Teilnahme und Anregung, wenn etwas gelingen soll."
Johann Wolfgang von Goethe
Am Mittwoch findet gruppenübergreifend ganztätig ein gemeinsames Arbeiten aller Patient*innen statt. Dort werden die therapeutischen Prozesse der Einzelnen intensiviert und in den Bezugsgruppen verdichtet.
Psychodynamische Großgruppe
In der psychodynamischen Großgruppe werden lebensgeschichtliche Ereignisse der einzelnen Teilnehmer*innen ins Zentrum gerückt. Dabei geht es darum, Beziehungen innerhalb von Familiensystemen, sowie den eigenen Platz in der Familie besser zu verstehen. Es wird versucht herauszuarbeiten, wo Missverständnisse und Ungereimtheiten aufgetreten sind, die sich dann über das Leben hinweg gehalten haben. Unbewusste Mechanismen sollen erkannt und gedeutet werden. Über Szenen aus der Lebensgeschichte wird versucht, im Jetzt Situationen von früher nachzuerleben. Über diese handlungsorientierte Arbeit sollen mögliche traumatische Erfahrungen ins Bewusstsein kommen. Im Nacherleben einer schwierigen Situation können diese dann besser bearbeitet werden. Dabei gibt die Gruppe Schutz und ermöglicht es den Einzelnen, auch belastende Gefühle auszuhalten, besser zu verstehen und einzuordnen. Phantasiereisen und Körperübungen unterstützen den Prozess, zu sich zu kommen und gleichzeitig zu spüren, dass man selbst ein wichtiger Teil der gesamten Gruppe ist.
Kreativ-Projekt-Tag
Am Kreativ-Projekt-Tag, der in unregelmäßigen Abständen mit allen Patient*innen der Station ganztägig stattfindet, wird mit Kunst, Musik, Tanz und szenischem Gestalten ein Thema fokussiert und im gemeinsamen Tun und Erleben für den individuellen Therapieprozess genutzt. Dabei wird zunächst ein gemeinsamer inhaltlicher Impuls gegeben oder entwickelt. Dazu verwenden wir, je nach Thema, die Phantasien und inneren Bilder der Teilnehmer*innen, Bewegungsimpulse, Materialien, ein Gruppenmärchen, Farben, Kostüme, Filme. Gemeinsam oder in unterschiedlich besetzten Kleingruppen wird das Erlebte vertieft und darf sich in den unterschiedlichen Kreativverfahren weiter entfalten. Eine Präsentation in der Gemeinschaft kann die Arbeit abrunden. Wiederkehrende oder abschließende Feedbackrunden bringen die Erfahrungen wieder ins Plenum und schaffen Raum, dem Erlebten nachzuspüren und in den eigenen Therapieprozess zu integrieren.
Gruppenarbeit mit der "Anliegen-Methode" IoPT (Identitätsorientierte Psychotrauma-Therapie)
Bei Menschen mit Trauma-Erfahrungen geht es darum, dass die innere und die äußere Realität wieder in Übereinstimmung gebracht werden kann. Bei der Anliegen-Methode kann dazu ein eigenes Anliegen oder eine Frage formuliert werden. Mit Unterstützung der Teilnehmer*innen, die als Resonanzgeber ihre Empfindungen zur Verfügung stellen, verdichtet sich das innere Geschehen bei diesem Prozess im Raum. Eigene gesunde Anteile, traumatisierte Anteile, sowie bisherige Überlebensstrategien werden sichtbar und fühlbar. So entsteht die Möglichkeit, mit verdrängten und abgespaltenen Selbst-Anteilen in Kontakt zu kommen und diese im Verlauf mehr zu verstehen und zu integrieren. Individualität, Subjektivität, eigene Identität und Selbstwirksamkeit werden hierbei nachhaltig gestärkt.
Fachvorträge Psychosomatik
Themen der Fachvorträge sind die in den ersten Lebensjahren notwendigen psychischen Entwicklungsschritte. Es wird aufgezeigt, welche Herausforderungen in den einzelnen Entwicklungsphasen gemeistert und welche frühkindlichen Konflikte bewältigt werden müssen. Eine gegebenenfalls unzureichende Bewältigung dieser Entwicklungsschritte bildet früh den Boden, auf welchem sich dann strukturelle Schwächen, neurotische Konflikte, psychosomatischen Störungen und Erkrankungen im späteren Lebensalter gründen können. Entstehung und ätiologische Bedingungszusammenhänge der eigenen Symptome, z.B. von Depression, Angst, Psychosomatosen usw. können in der Folge besser verstehbar werden. Dies kann einen positiven Effekt auf die psychotherapeutische Behandlung haben.